Dermatologie

Hautkrebsvorsorge: Wie Sie sich am besten schützen

Wir brauchen die Sonne! Ihre warmen, energiereichen Strahlen sind das pure Glück. Sie stärken die Abwehrkraft, regen Durchblutung, Kreislauf und Stoffwechsel an, sind wichtig für die Bildung von Vitamin D und Lichtblicke für die Psyche. Jetzt – mitten im Sommer – fühlen wir uns einfach wohler als in den lichtarmen Monaten, freier und unbeschwerter. Manchmal zu unbeschwert. Denn: Obwohl wir durch zahlreiche Aufklärungs-Kampagnen um die Schattenseite der Sonne wissen, ist Hautkrebs weiter auf dem Vormarsch. Im Interview spricht Dr. Felix Bertram, Dermatologe und Gründer der Skinmed Klinik, über aktuelle Erkenntnisse und Strategien für eine gesündere Zukunft unserer Haut.

«Früh erkannt, ist der Krebs fast zu 100 Prozent heilbar»

Trotz aller Aufklärung nimmt die Zahl der Hautkrebserkrankungen weiter zu. Woran liegt das?

Das liegt vor allem daran, dass bis zum Auftreten von Hautkrebs Jahrzehnte vergehen können. Zurzeit sehen wir die Auswirkungen der UV-Strahlung von vor 20 bzw. 30 Jahren. Bei jüngeren Leuten ist ein Teil der Erkrankungen sicherlich darauf zu rückzuführen, dass viele UV-Schutz zu lässig anwenden, sich also z.B. nicht lückenlos eincremen.

Für die Areale, die wir selber nicht einsehen können und die wir durch Bekleidung nicht so gut schützen können. Dazu gehören der Rücken, die Schultern, das Gesicht und natürlich auch die Kopfhaut.

Wer ist von Hautkrebs auf der Kopfhaut besonders gefährdet?

Die Kopfhaut steht ja immer senkrecht zur Sonne und bekommt die volle UV-Dosis ab. Besonders gefährdet sind deshalb Männer mit schütteren Haaren oder Glatze und alle, die sich beruflich oder in der Freizeit viel im Freien aufhalten. Studien zeigen, dass starke UV-Belastung bei Ausdauersportlern wie z.B. Triathleten, Marathon-Läufern, Golfern, Seglern, Winter- und Wasser-Sportlern zu einem gehäuften Auftreten von Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen führt. Konsequenter Lichtschutz ist für viele Outdoor-Sportler leider immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Was können frühe Symptome für eine Hautkrebserkrankung sein?

Erste Anzeichen für die häufigste Hautkrebsart, das Plattenepithelkarzinom, könnte eine verstärkte Verhornung sein, die mit Rötungen einhergeht. Weitere Warnsignale können raue Stellen sein und Schuppen, die sich schlecht ablösen lassen. Für alle Hautkrebsarten gilt: Jede Veränderung in Farbe oder Beschaffenheit der Haut sollte vom Hautarzt untersucht werden. Neben der Selbstkontrolle, rate ich unbedingt zu einer regelmässigen Hautkrebsvorsorge beim Dermatologen.

Wie wichtig ist die professionelle Hautkrebsvorsorge?

Früh erkannt, ist Hautkrebs fast zu 100 Prozent heilbar, wenn der Befund fachmännisch operativ entfernt wird. Alle zwei Jahre sollte deshalb jeder einen Haut-Check beim Dermatologen einplanen. Wer sehr helle, sonnenempfindlich Haut hat, mehr als 50 Muttermale, in der Vergangenheit viele Sonnenbrände hatte oder unter einer Immunschwäche leidet, sollte sich in engmaschigeren Intervallen von 12 Monaten untersuchen lassen und nach einer bereits durchgeführten Hautkrebs-OP sicherheitshalber in 6-monatigen Abständen. Dabei nehmen wir die Haut Zentimeter für Zentimeter unter die Lupe und suchen nach auffälligen Veränderungen. Das Tückische, dass bösartige Gewebeveränderungen Muttermalen oder Pigmentflecken oft sehr ähnlich sehen und nur vom spezialisierten Facharzt klar diagnostiziert werden können.

Was ist der beste Schutz vor Hautkrebs?

So selbstverständlich das auch klingen mag, aber der beste Schutz ist, sich möglichst wenig UV-Strahlung auszusetzen. In der Sonne geht es dann darum, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Das beginnt damit, dass wir im Sommer die pralle Mittagssonne meiden und alle unbedeckten Körperstellen mit UV-Schutz eincremen sollten, bei Bedarf mehrmals täglich. Ausserdem sollte die Haut vor dem Urlaub nicht im Solarium vorgebräunt werden. Aus den Röhren kommen fast ausschliesslich UVA-Strahlen. Für die natürliche Verdickung der Hornschicht, die der Haut zumindest einen gewissen Eigenschutz vor der Sonne bietet, ist aber allein die UVB-Strahlung zuständig!

Und wer sich nur ganz kurz in der Sonne aufhält?

Schon ein kurzer, ungeschützter Aufenthalt in de Sonne, kann der Haut schaden. Und selbst, wenn die Sonne mal nicht scheint, lässt eine geschlossene Wolkendecke immer noch reichlich UV-Strahlung durch. Besonders in den Bergen und am Meer.

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