vom 12.03.2019

Die Dosis macht das Gift

Women’s Health vom 12.03.2019

Women's Health Artikel Blue Light skinmed

Artikelauszug aus © Women’s Health, Bettina Koch

Ganz schön blauäugig

Dass das Smartphone Ihnen Zeit raubt, ist bekannt. Es nimmt Ihnen aber auch das gute Aussehen, denn das blaue Licht verstärkt Falten & Co. Wir sagen, was Sie davor schützt.

Klar, zu viel Sonne macht Falten, das ist bekannt. Auch Infrarotstrahlen schaden der Haut, ebenso Feinstaub und sonstige Umwelteinflüsse. So weit, so schlecht. Zu diesen bereits bekannten Hautfeinden gesellen sich jetzt aber auch noch Notebook, Handy und Fernseher. Das so genannte High-Energy-Visible-Licht (kurz HEV oder auch Blue Light), das Mattscheiben, Monitore und Displays verbreiten, beschleunigt ebenfalls die Hautalterung. Und das nicht nur, wenn das blaue Licht direkt auf die Haut scheint. Es wirkt auch noch nach, wenn der Flimmerkasten längst ausgeschaltet ist, verändert langfristig die Zellstruktur und hinterlässt irreparable Hautschäden.

Die falsche Dosis macht das Gift
„Neuere Studien scheinen die negativen Auswirkungen des blauen Lichts auf die Haut zu bestätigen“, sagt der Schweizer Dermatologe Dr. Felix Bertram. Es kann die Bildung freier Radikale fördern – das sind aggressive Sauerstoffverbindungen, die langfristig Zellstrukturen zerstören. Der Hautexperte erklärt: „So kann die Strahlenmenge, der wir uns vorm Computer und beim exzessiven Handygebrauch aussetzen, im Laufe der Zeit zu Pigmentstörungen und vorzeitiger Hautalterung führen.“ Allerdings hat blaues Licht an sich nicht nur negative Effekte: Wohldosiert hat es etwa einen positiven Einfluss auf die Psyche, gerade in der dunklen Jahreszeit. Zudem setzen Mediziner es erfolgreich im Kampf gegen Akne und Neurodermitis ein.

So schützen neue Cremes
Über Bildschirme und Displays trifft blaues Licht aber weder dosiert noch gezielt auf die Haut, sodass seine schädlichen Effekte zum Tragen kommen. Mit Pflegeprodukten können Sie sich davor schützen. Cremes mit herkömmlichem UV-Filter, wie er in Sonnenschutzmitteln verwendet wird, sind dafür aber nicht geeignet, denn die UV-Strahlung der Sonne hat eine kürzere Wellenlänge (bis zu 380 Nanometer) als blaues Licht (bis zu 500 Nanometer). Effektiven Schutz bietet eine Kombination aus starken Antioxidantien, die der Bildung freier Radikale entgegenwirken und die Haut widerstandsfähiger machen. Die sollten ab jetzt in Ihrer Gesichtspflege enthalten sein. Beauty-Forscher setzen auf die Wirkung von starken Antioxidantien. „Einnes der bekanntesten ist Vitamin C, aber auch Grüntee“, so Bertram. „In Kosmetik hat sich Vitamin C jedoch nicht als besonders stabil erwiesen. Darum werden lieber moderne Antioxidantien wie Resveratrol, Isoflavone oder Vidermactive 7 benutzt, die nicht so schnell zerfallen.“ Mit gesunder Ernährung können Sie ebenfalls gegensteuern. „Frisches Obst und Gemüse ist grundsätzlich reich an Antioxidantien“, sagt der Experte. „Besonders gut für die Haut sind Blaubeeren, Brokkoli, Brennnes- seln, Tomaten und Karotten.“ Auch wichtig und gesund: Nüsse, Kürbiskerne, Linsen und einige Pflanzenöle wie zum Beispiel Distelöl, Rapsöl und Traubenkernöl.

Digital Detox muss nicht sein
Natürlich hilft es, das Smartphone öfter mal auszuschalten. Ganz drauf verzichten ist aber gar nicht nötig. Sie können im Alltag schon jede Menge tun, um die Blue-Light-Belastung zu reduzieren. Beim Handy zum Beispiel. „Es kann zwar hinsichtlich der Monitorgröße und der verwendeten Lichtquellen Abweichungen geben“, sagt der Experte. „Entscheidender ist jedoch der Abstand zur Haut. Daher ist es sinnvoll, mit Headset oder Freisprecheinrichtung zu telefonieren.“ Auf jeden Fall sollten Sie durch Filter oder Apps das Blue Light reduzieren. Bei vielen Smartphones lässt sich das bei den Einstellungen regeln und zeitlich begrenzen. Brillenträger, die viel aufs Display schauen, sollten sich ein Brillenmodell mit Blaufilter zulegen – große Gläserhersteller bieten das genauso an wie günstige Läden. Wer in einer Festanstellung ist, hat sogar einen arbeitsschutzrechtlichen Anspruch auf eine Bildschirmbrille, deren Kosten der Arbeitgeber übernimmt. Und zuletzt sollten Sie Ihr Zuhause lichttechnisch auf Vordermann bringen. Raus mit den frostigen Energie-sparlampen und rein mit den Birnen, die einen höheren Gelbanteil haben. Sie werden im Handel mit der Bezeichnung „Warm-weiß“ oder „Warm Light“ angeboten, es gibt sogar LED-Lampen mit dieser Bezeichnung. Am gemütlichsten wird eine Lichttempera- tur von 2700 Kelvin empfunden.