Plastische Chirurgie

Tubuläre Brust und deren Behandlung: Alles, was Sie dazu wissen müssen

Klein oder gross, weich oder fest – die weibliche Brust ist optisch so individuell wie die Frau, zu der sie gehört. Wie bei allen Körperteilen können jedoch auch hier Entwicklungsfehler, Anomalien und Brustfehlbildungen wie zum Beispiel eine tubuläre Brust auftreten. Der dadurch entstehende Leidensdruck und die psychische Belastung sind meist gross. Doch die Brustdeformität kann mithilfe eines rekonstruktiven Eingriffs gut behandelt werden. In vielen Fällen übernehmen sogar die Krankenkassen Kosten für eine OP. Unsere Spezialistin Dr. Tatjana Lanaras erklärt Ihnen, welche Behandlungsmöglichkeiten es bei einer tubulären Brust gibt.

Was ist eine tubuläre Brust?

Die tubuläre Brust wird auch Schlauchbrust, Rüsselbrust, Röhrenbrust oder Snoopy Breasts genannt. Etwa fünf Prozent der Frauen sind von dieser weiblichen Brustfehlbildung betroffen. Die Formveränderung der tubulären Brust lässt sich an verschiedenen Merkmalen erkennen:

  • Die Brustbasis ist sehr schmal und ohne Fülle.
  • Die Brust ist nicht rund, sondern spitz.
  • Die untere Brusthälfte ist unterentwickelt, das Bindegewebe ist schwach und die Brust fällt nach unten ab.
  • Die Warzenvorhöfe (dunkle Ringe, die die Brustwarze umgeben) sind relativ gross.

Welche Probleme gehen mit einer Schlauchbrust einher?

Jede Brust ist verschieden. Rein medizinisch gesehen ist eine tubuläre Brust harmlos, doch für die Betroffenen stellt sie oftmals eine seelische und körperliche Belastung dar. Die Fehlbildung beginnt bereits in der Pubertät – einer äusserst sensiblen Phase, besonders für junge Mädchen. Aufgrund der Fehlentwicklung kann das Selbstbewusstsein langfristig stark beeinträchtigt werden. Dies kann wiederum auch Auswirkungen auf Partnerschaften und das spätere Sexualleben haben, das gegebenenfalls durch Scham und Verstecken des Körpers geprägt sein kann. Auch der Alltag wird beeinflusst: Kein Bikini oder BH passt richtig, der Gang ins Schwimmbad wird zur Qual und auch normale enge Oberteile können Probleme bereiten.
Ein weiterer problematischer Aspekt durch die Brustfehlbildung ist das Stillen. Viel Frauen können mit einer Schlauchbrust problemlos stillen, jedoch gibt es auch Fälle, in denen fehlendes Drüsengewebe und die Fehlbildung an sich zu einer Beeinträchtigung führen können. Dabei sorgt eine ausgeprägte tubuläre Brust für deutlich mehr Probleme als eine normal ausgeprägte Brust mit nur leichter schlauchförmiger Form.

Die Ursachen für eine tubuläre Brust

Die Ursache für eine tubuläre Brust wird in einer genetisch bedingten Wachstumsstörung vermutet. Man nimmt an, dass die Brustfehlbildung durch einen Überschuss an Kollagen in der sehnenartigen Muskelhaut (Faszie) und des Bindegewebes verursacht wird. Fängt die Brust während der Pubertät an zu wachsen, kann der Warzenhof das Gewicht des Drüsenkörpers nicht mehr halten und fällt spitz und schlauchartig hängend nach unten. Dabei ist der untere Bereich kaum ausgebildet und es kommt zu einer verstärkten Entwicklung der Brustwarze und hier besonders des Warzenvorhofs – teilweise auch asymmetrisch ausgeprägt.

Wie wird eine tubuläre Brust behandelt?

Da die Brustform angeboren ist, kann man weder vorbeugend etwas dagegen tun, noch sind konservative Massnahmen, wie etwa Kraftübungen, zielführend. Um den Patientinnen jedoch zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden zu verhelfen, kann mithilfe einer operativen Korrektur eine Brustform erzielt werden, die sie bei normaler Ausbildung erreicht hätte. Es gibt drei mögliche Behandlungswege:

  1. eine Eigenfetttransplantation
  2. eine Brustvergrösserung mit Implantaten
  3. eine Bruststraffung

Welche Behandlung für welche Art der tubulären Brust?

Es gibt nicht „die eine richtige Operationstechnik“ für alle Patientinnen zur Behandlung einer tubulären Brust. Welche Behandlungsmethode angewandt wird, hängt immer vom Schweregrad der Fehlbildung und der individuellen Beschaffenheit der Brust ab. Daher ist es sehr wichtig, bevor es überhaupt zu einer Operation kommt, vertrauensvolle und persönliche Beratungsgespräche zu führen.

In der Medizin unterscheidet man vier Schweregrade:

Typ 1

Bei einem Typ 1 der Schlauchbrust ist nur das untere, meist mittig liegende Brustgewebe unterentwickelt. Die Höhe der Unterbrustfalte und die Grösse und Form der Brustwarze sind in der Regel normal oder nur minimal verändert.
Behandlung: Am unteren Brustpol ist ausreichend Haut vorhanden, sodass ein sogenanntes Lipofilling (Fettransfer) über kleine Kanülen ausreicht, um den Volumenunterschied anzupassen. Ist die Brustwarze vergrössert oder auffällig, ist eine Verkleinerung und Straffung möglich. Das Einführen der Kanülen hinterlässt lediglich minimale Narben. Bei der Brustwarzenkorrektur ergibt sich eine Narbe um die Brustwarze.

Typ 2

Typ 2 bedeutet eine Fehlbildung des kompletten unteren Quadranten der Brüste. Sowohl die Seite als auch der mittlere Bereich ist betroffen.
Behandlung: Bei leichterer Fehlbildung dieses Typs und gut positionierter Brustwarze kann ein Fetttransfer ausreichen. Fehlt jedoch sehr viel Volumen, kann in einer Operation mit Schnitt um die Brustwarze die bestehende Brustdrüse gelöst und neu positioniert werden. Ein zusätzlicher Fetttransfer oder auch das Einbringen eines Silikonimplantats kann sinnvoll sein. Hängt die Brust sehr, muss eine aufwändige Straffung erfolgen, die auch im Bereich des Unterpols oder der Unterbrustfalte zu Narben führt.

Typ 3

Bei dieser Form sind der untere Brustbereich und der Hautmantel unterentwickelt. Die Brustwarze zeigt deutlich nach unten.
Behandlung: Hier ist ein Fetttransfer allein nicht ausreichend. Lediglich mittels eines Silikonimplantates kann Volumen erzeugt und eine Verbesserung erzielt werden. Die Unterbrustfalte wird dabei kreiert und die Brustwarze kleiner und straffer gemacht. Hierbei entstehen Narben im Bereich der Unterbrustfalte sowie um die Brustwarze.

Typ 4

Alle Bereiche der Brust sind betroffen. Die Fehlbildung betrifft sowohl das obere als auch das untere Brustgewebe – teilweise fehlt das Gewebe komplett.
Behandlung: Die Behandlung erfolgt wie bei Typ 3. Allerdings stellt hier das fehlende Hautgewebe eine Herausforderung dar. Das Volumen kann daher nur stufenweise aufgefüllt werden. Ist die Haut der Brust nach Implantateinlage jedoch gedehnt, können im Verlauf schrittweise auch grössere Implantate eingebracht werden.

arzt zeigt frau skizze mit brust mit verschiedenen brustimplantaten

Weitere Fragen zu einer Brustvergrösserung?

In unserem umfassenden Ratgeber von Dr. Sascha Dunst erhalten Sie mehr Informationen rund um das Thema Brust OP.

Was sollte vor der OP beachtet werden?

Die tubuläre Brust wird meist bereits in der Pubertät oder kurz danach bemerkt. Ist das Brustwachstum abgeschlossen, kann eine Operation erfolgen. Das Körpergewicht sollte dafür stabil sein, da starke Gewichtsschwankungen das operative Ergebnis beeinflussen können. Eine Schwangerschaft sollte zunächst auch nicht geplant sein. Wichtig zu wissen ist, dass jede Operation auch immer gewisse Risiken beinhaltet. Deshalb ist ein individuelles Beratungsgespräch vorab von zentraler Bedeutung.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Die eigentliche Wundheilung nach der Operation ist nach etwa zwei Wochen abgeschlossen. Für etwa sechs Monate sollte für eine bessere Narbenentwicklung auf direkte Sonnenbestrahlung verzichtet werden. Die Arbeitsfähigkeit nach der OP hängt immer von der Tätigkeit ab – Bürotätigkeiten sind meist nach fünf bis sieben Tagen bereits wieder möglich. Bei körperlich schweren Arbeiten sollten diese jedoch für rund sechs Wochen ausgesetzt werden. Zudem ist es wichtig, nach einer korrigierenden Operation der Brust für etwa sechs Wochen einen stützenden BH zu tragen und auf weitere körperliche Anstrengungen durch zum Beispiel Sport zu verzichten.

Kann nach der OP immer noch gestillt werden?

Wie sich die Stillfähigkeit bei dieser Fehlbildung generell entwickelt, kann nicht vorhergesagt werden. Wird bei einer Operation lediglich eine Implantateinlage oder eine Eigenfettbehandlung durchgeführt, ist eine mögliche Einschränkung beim Stillen sehr wahrscheinlich nicht auf die Operation zurückzuführen. Bei einer straffenden OP mit Verschiebung der Brustwarzenhöhe steigt die Wahrscheinlichkeit und das Risiko einer Stillunfähigkeit.

Wird der Eingriff von der Krankenkasse übernommen?

Da Fehlbildungen der Brüste – vor allem eine ausgeprägte Form der tubulären Brust bei Typ 3 und 4 oftmals mit psychischen Belastungen einhergehen, tragen manche Krankenkassen einen Teil der Behandlung – eine Kostenübernahme kann jedoch nicht garantiert werden. Am besten klären Sie die Details direkt mit Ihrer Kasse.

Fazit

Eine Operation birgt immer gewisse Risiken und auch die Kosten sind oftmals nicht unerheblich. Doch es ist immer sinnvoll, eine langfristige Lösung bei psychischen Einschränkungen aufgrund einer Fehlbildung der Brust zu finden. Notwendige Informationen und Details erhalten Sie in persönlichen Beratungsgesprächen. Achten Sie darauf, dass Sie eine Klinik finden, in der Sie sich gut beraten und aufgehoben fühlen. Die Expertinnen und Experten sollten immer auf Ihre individuellen Ängste, Sorgen und natürlich auf Ihre Brustform und Wünsche eingehen.

Haben Sie Fragen zu Behandlungsmöglichkeiten bei einer tubulären Brust oder zu anderen Themen? Nehmen Sie Kontakt auf oder vereinbaren Sie einfach online einen Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch. Wir würden uns freuen, Sie bald bei uns begrüssen zu dürfen.