Dermatologie

Brüchige Fingernägel – was tun?

Wer kennt es nicht: Fingernägel splittern, blättern ab oder reissen ein. Das ist nicht nur unschön anzusehen, sondern kann auch ziemlich lästig oder gar schmerzhaft sein. Brüchige Fingernägel können unterschiedlichste Ursachen haben. Welche sind das und was kann man dagegen tun? In unserem ergänzenden Beitrag zum im Blick erschienene Interview mit Dr. Malgorzata Rylska gibt die Dermatologin Antwort auf diese Fragen.

Arten

Es existieren verschieden Arten von brüchigen Nägeln, erklärt Dr. Malgorzata Rylska, Dermatologin bei Skinmed: „In der Dermatologie werden zwei Formen unterschieden: Onychoschisis – das ist die horizontale Splitterung der Nägel vom Rand her, die Nägel brechen schichtweise ab. Und Onychorrhexis – das ist die vertikale, längsfaserige Aufsplitterung”. Dermatologen können häufig schon von der Art des Nagelbruchs auf potenzielle Ursachen schliessen.

Ursachen

Genetik
Da Erscheinungsformen von körperlichen Merkmalen vererblich sind, so können natürlich auch die Nagelstärke und damit die Tendenz zu Nagelbrüchen genetisch bedingt sein. Dies ist insbesondere dann wahrscheinlich, wenn man längerfristig mit brüchigen Fingernägeln kämpft. Hier lohnt sich ein Blick in die nahe Verwandtschaft: Haben Eltern, Geschwister und Grosseltern dieselben Probleme, sind brüchige Nägel mit grosser Wahrscheinlichkeit genetisch bedingt.

Kontakt zu Wasser und Chemikalien
Eine weitere häufige Ursache für brüchige Nägel ist das regelmässige Benutzen von Spül- und Waschmitteln oder haut-unverträglicher Seife: “Durch die aggressiven Chemikalien der Putz- und Reinigungsmittel kommt es zur Austrocknung der Nageloberfläche, die aus kalziumreichem Keratin besteht und wie ein Schutzfilm wirkt. Diese Austrocknung führt zu der Brüchigkeit”, erklärt Dr. Rylska. Auch durch den häufigen Kontakt zu Wasser kommt es zum Verlust der Feuchtigkeit der Nägel. So wird das Nagelbett empfindlich und anfälliger für Entzündungen.

Nageldesign
Regelmässiges Lackieren der Nägel sieht zwar schön aus, tut den Finger- und Zehennägel auf Dauer aber nicht gut. Nagelprodukte wie Lack oder Entferner beanspruchen die Nageloberfläche stark. Auch künstliche Nägel sind schädigend: Sie verhindern, dass Sauerstoff an den Naturnagel kommt, was dazu führt, dass das Nagelbett immer weicher wird. Ausserdem besteht die Gefahr des Bakterien- und Pilzbefalls, wenn kleine Hohlräume zwischen angeklebten und echtem Nagel entstehen.

Nageldesigns sehen schön aus, aber schädigen die Fingernägel auf Dauer.

Umwelteinflüsse
Kälte und das häufige, schnelle Wechseln zwischen hohen und tiefen Temperaturen (etwa bei klimatisierten Innenräumen) verlangsamen das Nagelwachstum. Deswegen ist das Auftreten von brüchigen Fingernägeln im Winter wahrscheinlicher.

Falsche Ernährung bzw. Nährstoffmangel
Gerade bei Frauen wird häufig Eisenmangel in Verbindung zu brüchigen Fingernägeln genannt, aber ist da wirklich etwas dran? „Tatsächlich können auch Mangelerscheinungen Einfluss auf brüchige Nägel haben, “berichtet Dr. Rylska, „Zu den wichtigsten gehören Vitamin- und Mineralstoffmangel, wie Vitamine A, B, C, Biotin, Folsäure, Eisen, Kalzium, Zink und Kieselsäure”. Ausgelöst können solche Nährstoffmangel durch vielerlei Gründe werden: Ernährungsweisen, Lebensmittel-Unverträglichkeiten oder gar bestimmte Stoffwechselerkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen von Mangelerscheinungen.

Erkrankungen und Medikamente
Auch Krankheiten können zu Nagelveränderungen führen. Häufig sind dies Hautkrankheiten wie Ekzeme oder Knötchenflechte, aber auch Pilzbefall oder wiederum Stoffwechselerkrankungen sind denkbare Ursachen für brüchige Fingernägel. So weisen von Nagelpilz befallene Nägel eine gelblich-bräunliche Verfärbung und eine Verdickung der Nagelplatte auf. Häufig sind auch Funktionsstörungen der Schilddrüse schuld an brüchigen Finger- und Zehennägeln.

Nebst diesen Nagel- und Stoffwechselerkrankungen kann aber auch die regelmässige Einnahme bestimmter Medikamente zu brüchigen Fingernägel führen, erläutert Dr. Rylska: “Zum Beispiel Zytostatika, das sind Medikamente, die zur Chemotherapie bei Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen verabreicht werden”.

Hormonelle Veränderung
Zur guter Letzt können spröde und rissige Nägel auch einer hormonellen Veränderung zugrunde liegen. So kommt es während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie in den Wechseljahren häufig vermehrt zu brüchigen Nägeln. Des Weiteren werden die Fingernägel mit zunehmenden Alter dünner und brüchiger.

Vorbeugung: Tipps gegen brüchige Fingernägel

Schonende Nagelpflege
Beim Bearbeiten von Nägeln mit Knipser und Schere entstehen oft kleine Risse und Spältchen im Nagel. Wer seine Fingernägel schonend kürzen will, der lässt also diese Utensilien liegen und greift stattdessen zur Feile. Je feiner die Feile, desto schonender ist die Behandlung für den Nagel. Aber auch mit der Feile ist Vorsicht geboten: Der empfindliche Nageluntergrund wird besser mit einer weichen Bürste, etwa einer Zahnbürste gereinigt.

Regelmässig Ölen
Um das Nagelbett mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen, empfiehlt sich die Fingernägel regelmässig zu ölen. Dazu gibt es spezielle Nagelöle im Angebot, die meist auf Basis von Aprikosenöl hergestellt wurden und den gesamten Nagel vor Austrocknung schützen. Aber auch einfache Hausmittel wie Mandel- oder Olivenöl eignen sich zur Nagelpflege.
Speziell nach dem Waschen oder Desinfizieren der Hände sollten Hände und Nägel eingefettet werden.

Ausgewogene Ernährung
Um ein starkes Nagelwachstum zu generieren, ist eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung das A und O. Dermatologin Dr. Rylska führt weiter aus: „Das bedeutet Proteine, ausreichend Obst, Gemüse und gute Versorgung an Vitaminen und Mineralstoffen”. Insbesondere wichtig ist Vitamin A, welches in Eiern, Milchprodukten und vielen Gemüsesorten enthalten ist. Linsen, Spinat und Soja sind gute Proteinlieferanten und enthalten ausserdem Nagelbett-stärkende Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Biotin. Zur Versorgung an Omega 3 Fettsäuren eignen sich unter anderem Fisch, Nüsse und Avocados.

Putzhandschuhe tragen
Putzhandschuhe können den Kontakt mit ätzenden Reinigungsmittel verhindern. Allerdings ist gemäss Dr. Rylska auf die Auswahl der Handschuhe zu achten: „Handschuhe sollten bei Haushaltsarbeiten, bei denen es zum Kontakt mit Wasser oder Chemikalien kommt, getragen werden. Man sollte darauf achten, keine «reinen» Gummihandschuhe zu tragen, sondern solche, die atmungsaktiv und eventuell sogar gefüttert sind. Durch das Schwitzen der Hände in den Gummihandschuhen können die Nägel aufgeweicht und dadurch ebenfalls brüchig werden”.

Nagellack mit Pflegewirkung verwenden
Inzwischen bietet der Markt Nagellacke mit Pflegewirkung, die als besonders nagelschonend gelten oder gar Nagelwachstum unterstützen. Beispiel sind Nagellacke mit enthaltenem Kalzium oder Diamantstaub, welches die Nagelplatte härtet und den Nagel so stärkt. Trotzdem gilt auch hier immer mal wieder eine Lackierpause einzulegen, damit der Nagel sich von strapazierenden Nagellackentfernern erholen und mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden kann.

Wiederaufbau: Starke Nägel brauchen Zeit

Sind Fingernägel bereits brüchig, spröde oder gar eingerissen, werden oben aufgeführte Tipps zur Nagelpflege besonders wichtig. Allerdings ist beim Wiederaufbau von Finger- und Zehennägel Geduld geboten: “Nägel wachsen unterschiedlich schnell, etwa 0,5-1,2 mm pro Woche, im Alter und durch verschieden Krankheiten und Traumata kann das Nagelwachstum verlangsamt werden. Das bedeutet, dass es etwa 6 bis manchmal auch 24 Monate brauchen kann, bis sich die Nagelplatte komplett regeneriert hat”, erklärt Dr. Rylska.

Zur Unterstützung des gesunden Nagelwachstums empfiehlt sich, brüchige Nägel möglichst kurz zuhalten und bloss vorsichtig, in eine Richtung, zu feilen. Die Anwendung von pflegenden Nagelölen beschleunigt das Wachstum. Insbesondere nach dem Kontakt mit Wasser ist es sinnvoll, Hände und Nägel mit ausreichend Fett, etwa mit Vaseline oder Mandelöl, einzucremen.

Ärztliche Behandlung von Nagelproblemen

Häufig sind brüchige Fingernägel und andere Nagelveränderungen harmlos, aber im Zweifelsfalle und bei Symptomen von Nagelerkrankungen lohnt sich immer ein Besuch beim Haus- oder Facharzt. Dermatologen klären die Ursache von Nagelproblemen unter anderem durch die Befragung des Patienten zu dessen Lebensstil und Erkrankungen oder entnehmen Blut, um eine mögliche Mangelerscheinung zu überprüfen. Manchmal ist auch die mikroskopische Untersuchung einer Nagelprobe nötig: Sie kann Aufschluss über Pilzbefall geben.

Bei langfristigen Problemen oder bei Unsicherheiten bezüglich Nagelproblemen können Sie sich jederzeit an die Fachärzte von Skinmed wenden. Unsere Dermatologen erfassen eine fachgerechte Diagnose und leiten die entsprechende Behandlung zur Beseitigung von möglichen Nagelerkrankungen ein.