Hyaluron-Behandlung: Was ist dran am Wundermittel?
Felix Bertram gibt einen Überblick in das Thema Hyaluronsäure, einem seit Jahren propagierten Wundermittel, das in nahezu jeder Form im Kampf gegen das Altern eingesetzt wird. In Cremes, Spritzen oder sogar als Nahrungsergänzungsmittel.
Was ist Hyaluronsäure genau?
Eigentlich ist Hyaluronsäure nur ein Zucker, nämlich ein Vielfachzucker oder Polysaccharid, wie es in der Fachsprache heisst. Hyaluronsäure ist damit ein Stoff, der ganz natürlich im Bindegewebes unseres Körpers zu finden ist. In grösseren Mengen kommt er in der Haut, in den Knochen, in der Gelenkflüssigkeit und im Glaskörper des Auges vor.
Hyaluron übernimmt im Körper vielfältige Aufgaben, so sorgt es beispielsweise in der Haut für natürliche Elastizität und Straffheit. Da sie mittlerweile sehr einfach und mit unterschiedlicher Viskosität synthetisch hergestellt werden kann, eröffnen sich damit vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Ästhetischen Medizin und Kosmetik.
Wie wird Hyaluronsäure eingesetzt?
Hyaluron ist vielseitig einsetzbar. Die grössten Anwendungsbereiche in der Ästhetischen Medizin liegen in der Faltenbehandlung, der Verbesserung der Hautqualität oder der Gesichtsmodellage, beispielsweise der Nase, Lippen oder bei der Maskulinisierung.
Nebst dem Anwendungsgebiet der Plastischen Chirurgie wird Hyaluronsäure auch häufig als Wirkstoff in der Kosmetik, als Bestandteil von Hautcremes, verwendet. Dabei spendet sie der Haut Feuchtigkeit und schützt vor Falten und Austrocknung.
Faltenbehandlung durch die Unterspritzung mit Hyaluron
Hyaluronsäure wird hauptsächlich zur Behandlung von Falten im Gesicht eingesetzt. Etwa eine tiefe Nasolabialfalte, welche sich von der seitlichen Nase zu den Mundwinkeln zieht, kann dadurch aufgefüllt werden. Auch die Marionettenfalte lässt sich gut mit Hyaluron behandeln. Diese verläuft vom seitlichen Mundwinkel nach unten und erweckt durch herunterhängende Mundwinkel oft einen bösen oder grimmigen Gesichtsausdruck. Mit der richtigen Injektionstechnik lässt sich hier sogar ein Phänomen beobachten, das mit «Myomodulation» bezeichnet wird: Eine Modulation der Gesichtsmuskulatur und damit auch der Mimik.
Die Idee dabei ist, dass man das Hyaluronsäureprodukt entweder auf- oder unter einen Gesichtsmuskel spritzt. Durch die Faltenunterspritzung verändert sich der Hebel des Muskels und er wird entweder schwächer oder stärker. Gerade bei der Marionettenfalte kann man mit dieser Technik die Mundwinkel seitlich anheben und somit wieder einen freundlichen Gesichtsausdruck herbeiführen.
Volumenaufbau mit Hyaluron
Ein weiteres Einsatzgebiet von Hyaluron liegt im gezielten Volumenaufbau. Mit zunehmenden Alter sinkt die Haut der Schwerkraft folgend nach unten, Unterhautfettgewebe schmilzt und es bilden sich Tränensäcke, Hängebäckchen und herunterhängende Mundwinkel. Auch konkave Strukturen und die damit einhergehende Schattenbildung im Gesicht erzeugen den gegenteiligen Eindruck von Vitalität und gesunder Fülle. Man denke hier an eingesunkene Schläfenpartien, Hohlringe und Schatten unter den Augen und das Gewebe über den Wangenknochen, das sein Volumen verliert. Man sieht müde, traurig und gestresst aus.
Durch die Unterspritzung mit Hyaluron können Gesichtsarealen wie der Lippe, der Stirn oder Wange mehr Definition verliehen werden. Hier kommt Hyaluron als Füllmaterial, als sogenannter Filler, zum Einsatz.
Zum Beispiel die Lippenunterspritzung mit Hyaluron ist sehr beliebt. Hierbei wird Hyaluron abhängig vom Behandlungsziel in die zu korrigierenden oder umliegenden Zonen injiziert. Je nach Situation, kann das Volumen bei schmalen Lippen (wieder) hergestellt, die Form und Fülle der Lippen können neu definiert, die Lippenkontur neu ausgeformt oder Asymmetrien ausgeglichen werden.
Um diese Volumenverluste aufzufangen, brauchen wir in der Regel ein sehr festes und dichtes Hyaluronsäureprodukt, das wir tief unter den Gesichtsmuskeln, oft in den Bereich des Gesichtsknochens, injizieren. So können konkave oder abgeflachte Strukturen wieder an Volumen gewinnen und man sieht jünger, vitaler und frischer aus.
Nasenkorrektur dank einer Unterspritzung mit Hyaluron
Wer mit seiner Nasenform unzufrieden ist, sich aber keiner Operation unterziehen möchte, für den ist die Nasenkorrektur mit Hyaluronsäure die Lösung: Mittels einer Injektion mit Hyaluron kann eine Nasenkorrektur minimalinvasiv vorgenommen werden. Die Nasenkorrektur mittels Unterspritzung kann entscheidende Veränderungen an der Nasenform bewirken, die für eine Dauer von rund einem Jahr zur Harmonisierung des Gesamtbilds im Gesicht führen.
Schlussendlich hängt es aber von der individuellen Nasenform ab, ob sich eine Unterspritzung statt einer OP eignet. Unsere Skinmed-Experten können beurteilen, welche Veränderungen mittels der minimal-invasiven Nasenunterspritzung möglich und sinnvoll sind.
Maskulinisierung und Kinnvergrösserung mit Hyaluron
Insbesondere Männer wollen ein markantes Kinn, denn ähnlich wie die Nase, ist das Kinn entscheidend für ein insgesamt harmonisches Gesichtsprofil. Ein zurückliegendes oder zu kleines Kinn wird von Betroffenen oftmals als unschön und zu feminin empfunden. Mittels Unterspritzung mit Hyaluron werden das Kinn oder andere Partien modelliert und aufgebaut.
Ziel der Maskulinisierung ist es, diejenigen Gesichtsareale zu betonen, die ein attraktives, männliches Erscheinungsbild ausmachen. Dies betrifft markante Gesichtszüge, Midface, Wangenknochen, Kieferknochen, Nase und Kinnpartie.
Hyaluronsäure in Cremes und Seren
Kommen wir zu den ganz oberflächlichen Fältchen und der Hautqualität. Denn was hilft es, wenn die Haut von unten aufgefüllt ist, aber selber eher fahl und ungesund ausschaut? Immer mehr Produkte versuchen daher, neben der Faltenreduktion auch die Hautqualität zu verbessern.
Die Hyaluronsäure ist in diesen Bereichen dünnflüssig, zunehmend aber noch durchmischt mit diversen Vitalinien, Mineralstoffen, Spurenelementen oder sonstigen Stimulantien und Antioxidantien für die Haut.
Tipps für die Wahl von Hyaluronsäure-Cremes und -Seren
Hyaluronsäure ist in der Kosmetikindustrie nicht mehr wegzudenken. Kaum noch eine Creme oder ein Serum kommt heute ohne Hyaluronsäure auf den Markt. Für die Wahl von Cremes und Seren sind die richtige Grösse der Hyaluronmoleküle, deren Kombination sowie der Reinheitsgrad zu beachten.
Die Hyaluronsäure – wie sie zum Beispiel bei der Unterspritzung verwendet wird – ist in ihrer Molekülgrösse viel zu gross, um in die Haut eindringen zu können. Sie muss daher zerkleinert werden, damit sie in alle Hautschichten gelangen kann.
Ein gutes Produkt verwendet sogar verschiedene Molekülgrössen: Sehr kleine, welche bis in die tiefen Hautschichten der obersten Hautschicht vordringen können, mittlere und grössere, welche die oberen Hautschichten durchdringen.
Die vorherrschende Fähigkeit der Hyaluronsäure ist die Wasserbindung, wodurch sich bei einer Behandlung sehr viel Feuchtigkeit in der obersten Hautschicht sammelt und die Haut daher wunderbar hydriert ist. Das gibt einen schönen Soforteffekt, der allerdings nur relativ kurzfristig anhält.
Nachhaltige und langfristige Effekte, die dann von der tieferen Hautschicht, der Dermis, ausgehen müssten, werden durch Hyaluronsäure in Kosmetikprodukten nicht initiiert.
Unser Fazit:
Als Ergänzung und für die Durchfeuchtung der obersten Hautschicht sind Cremes und Seren zu empfehlen, unter der Bedingung, dass sie verschiedene Molekülgrössen enthalten.
Risiken einer Hyaluron Behandlung mittels Injektion
Möchte man tiefere Falten, einen Volumenverlust korrigieren oder Gesichtspartien modellieren lassen, ist es unabdingbar, sich den Wirkstoff Hyaluron injizieren zu lassen. Wie bei jeder Injektionsbehandlung kann es zu Blutergüssen und Schwellungen kommen. Selten kann es auch allergische Reaktionen auf Behandlungen mit Hyaluronsäurepräparaten geben; dies liegt aber fast nie an der Hyaluronsäure selbst, sondern an den Bindungsmolekülen, welche die Hyaluronsäureketten zusammenhalten.
Auch gibt es bei jeder Injektionsbehandlung das Risiko einer Infektion. Das gefährlichste Risiko bei der Unterspritzung mit Hyaluronsäure ist aber der Gefässverschluss, inklusive dem Absterben des nachfolgenden Gewebes, was im Zweifel auch mal das Augenlicht betreffen kann. Daher ist es so wichtig, dass der Behandler die Anatomie des Gesichtes gut kennt und für alle Eventualitäten mit den entsprechenden Medikamenten und Gegenmitteln gerüstet ist.
Wer nach einer Hyaluronsäurebehandlung mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, der kann sich die Hyaluronsäure auch mit dem Enzym Hyaluronidase wieder auflösen lassen. Nach zwei Tagen sollte das ursprüngliche Aussehen zurückgewonnen sein. Vorsicht gilt hier bei Bienen-Allergikern. Diese sollten auf jeden Fall vorab abklären, ob sie Hyaluronidase vertragen. Hyaluronidase findet sich nämlich auch im Bienengift wieder.
Hyaluronsäure als Nahrungsergänzungsmittel?
Ein neuer Hype rund um Hyaluron ist die Einnahme von Hyaluronsäurekapseln als Nahrungsergänzungsmittel mit der Idee, dass sie in unserer Haut anflutet und dort die Aufgabe eines Jungbrunnens übernimmt. Momentan gibt es allerdings kaum wissenschaftliche Belege dafür, dass Hyaluronsäure als Kapsel eingenommen auch wirklich in ausreichender Menge in der Haut ankommt und dort einen positiven Effekt bewirkt.
Als Mediziner stellt sich für mich zunächst die Frage, ob Hyaluronsäure überhaupt schon den Verdauungstrakt unbeschadet übersteht. Vermutlich ja, wenn die Hyaluronsäure in kleinste Bestandteile aufgespalten wird. Von dort allerdings wird – physiologisch betrachtet – erstmal der gesamte sonstige Organismus versorgt und erst ganz am Ende die Haut. Die grosse Frage bleibt, wieviel Hyaluronsäure kommt wirklich in der Haut an?
Allerdings nehmen wir grundsätzlich durch unsere Nahrung durchaus ausreichende Mengen an Hyaluronsäure zu uns. In Hirse, Bambussprossen, Vollkornmehl oder Avocado hat es viel Hyaluronsäure und das alles ist auch noch vegan.
Unser Fazit zu Hyaluron-Kapseln:
Ungeachtet dessen, dass es von Konsumentinnen derartiger Kapseln durchaus positive Erfahrungsberichte gibt, bleiben die Skinmed-Experten skeptisch. Wir empfehlen, über die Aufnahme gesunder Lebensmittel den Bedarf an nicht nur Hyaluronsäure, sondern auch wichtigen Proteinen, Aminosäuren sowie Vitaminen zu decken.
Fazit Hyaluronsäure:
Kein Wundermittel, aber wichtiger Baustein eines abgerundeten Beautykonzepts
Hyaluronsäure als natürliches Produkt nicht tierischen Ursprungs hat viele kostbare Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten. Es als das alleinige Wundermittel zu glorifizieren wäre allerdings ein bisschen zu viel des Guten.
Es ist ein Baustein in einem abgerundeten und stimmigen Beautykonzept, das Patienten für sich nach ihren Bedürfnissen aus dem breiten Angebot an Möglichkeiten und Wirkstoffen zusammenstellen können. In der Hand eines erfahrenen Experten können mithilfe von Hyaluron beeindruckende und natürliche Ergebnisse erzielt werden, inklusive einer Verbesserung des Hautbildes. Und das ganz ohne die Notwendigkeit einer Operation.